Autorenguide - Planetary Romance

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Zum Anfang als grobe Einordnung: Planetary Romance sind Werke wie Avatar, Dune, John Carter, Nausicaa, Gulliver on Mars, Flash Gordon etc. Werke wie Solaris, Alarm im Weltall etc. , die sich mit einem konkreten naturwissenschaftliceh Rätsel eines Planeten beschäftigen und nicht mit Kulturen etc. gehören NICHT zur Planetary Romance. (Wobei Solaris schwer einzuordnen ist. Ich hab auch schon Reviews gelesen, die das als eine Form von Horrorgeschichte ansehen und die Erscheinungen auf der Raumstation als Science Fiction Variante eines Spukhauses.) Man kann natürlich beides verbinden, aber Planetary Romance geht eher über Gesellschaften anstatt über Naturphänomene.

Planetary Romance ist im Kern eine Reisegeschichte und geht um Menschen, die mit Hilfe einer Technologie auf einen anderen Planeten reisen und diesen erforschen. Deshalb ist die Planetary Romance eine Nebenentwicklung der Utopie gewesen und zu Anfang die Vorstellung gewesen, auf anderen Planeten könnte es fortschrittlichere Zivilisationen geben, von denen wir Menschen im Sinne der Aufklärungsphilosophie lernen können. (Also ist die Planetary Romance eine Heterotopie. Während die Utopie eine "bessere Gesellschaft" zeigt, zeigt die Planetary Romance eine "andere Gesellschaft".)

Die wissenschaftliche Entdeckung, die die Planetary Romance inspirierte, war die Theorie der Marskanäle, wo man Baufehler in Teleskopen missinterpretierte, als auf dem Mars erbaute Aquädukte. Später bemerkte man allerdings, dass der Mars keine blühende Landschaft war, sondern eher eine Gesteinswüste. Deshalb wandelte sich die Idee der planetary Romance dazu, dass die Menschen nicht zu den Ausserirdischen gehen, um von ihnen zu lernen, sondern die Außerirdischen eine untergehende Zivilisation sind, die sich mit den Aquädukten zu retten versuchte. Die Menschen wurden von den Außerirdischen quasi zu Hilfe gerufen, um den Untergang zu stoppen.  Wir lernten also nicht mehr von den Aliens, sondern die Aliens von uns.

Die Space Opera ist aus der Planetary Romance entstanden, und hat quasi das ganze Universum zur Spielwiese gemacht.

Neben diesen Sachen spielen auch theologische Ideen der Evolution der Menschheit wie die Theosophie (eine esoterische Idee, dass die Menschheit aus verschiedenen Unterspezies entstand, unter Anderem Energiewesen und insektoide Lebewesen, und das die Evolution der Menschheit teilweise von außerirdischen Kreaturen beeinflusst wurde. Laut der Theosophie ist der Mensch in der Lage durch Training telephatische und telekinetische Fähigkeiten zu entwickeln.) oder die Gaia Theorie (die annimmt, dass das Ökosystem eines Planeten selbst eine intelligente Lebensform sein kann) und "koloniale Vorstellungen" wie die Idee des "edlen Wilden" eine große Rolle.

Das Genre liegt sehr nahe am Genre der Fantasy und man merkt eine deutliche Verwandschaft zu Geschichten wie "der Zauberer von Oz" und "Alice im Wunderland".

Diese Grundlagen zu wissen hilft ungemein beim Schreiben einer Planetary Romance und viele Elemente werden nur so verständlich.

Die wichtigen Elemente einer Planetary Romance:

Diversität statt Einigkeit
Ein Planet in einer Planetary Romance ist ein extrem diverses Ökosystem. Es ist auch politisch extrem divers, mit vielen unterschiedlichen Ländern, Völkern und politischen Gruppierungen. Es gibt keine Weltregierung. In vielen Planetary Romance Geschichten haben sich auf dem Planeten mehrere intelligente Spezies entwickelt.

Der Planet ist meistens voll von riesigen, gefährlichen Ungetümen, die aber häufig gezähmt werden können oder als Mutprobe sogar gezähmt werden müssen.

Politik ist meistens geprägt von Intrigen und Ränkespielen. Oft existieren neben den lebenden Völkern auch ausgestorbene Urvölker, in deren verlassenen Ruinen besondere Technologien und Artefakte auf Entdeckung warten.

Die edlen Wilden
Bei den ganzen Spezies und Gruppierungen gibt es eine Spezies, die ein Leben wie Barbaren/Nomaden/Indianer führt. Dieses Volk ist meistens extrem Naturverbunden, aber es wird von so gut wie allen anderen Fraktionen diskriminiert und gilt als politisch unwichtig.

Neben der großen Mission kämpfen die Protagonisten meistens auch gegen die Diskriminierung dieser Naturvölker. (Oder das ist ihr Hauptziel.)

Meistens wird der Held durch seine Taten ein Ehrenmitglied dieses Naturvolks. Ein Stammesführer wird meistens der "Blutsbruder" des Helden, und/oder der Held heiratet jemanden aus diesem Naturvolk.

Hier als Empfehlung: Solche Naturvölker müssen nicht zwangsläufig wie Indianer sein. Dieses Klischee ist meistens mehr als übertrieben genutzt. Deshalb wäre es besser, sich da was Neues auszudenken.

Vom unbedeutenden Faktor wird das Naturvolk zum zentralen politischen Faktor.


Der Protagonist
Der Protagonist der Planetary Romance ist in der Grundidee ein Fremder, der sich zuerst in seiner Fremdheit nicht zurecht findet, aber nach und nach aus seiner Fremdheit Kraft schöpfen kann. Der Nachteil des Fremden wird zum Vorteil. Häufig verleiht die fremde Herkunft dem Helden spezielle Kräfte wie übermenschliche Stärke und Schnelligkeit, oder telephatische Kräfte. (Eine häufige Erklärung ist die unterschiedliche Gravitation im Vergleich zur Erde. )

(Später entstand aus der Planetary Romance eine Variante, wo ein Außerirdischer von einer im Sterben liegenden Welt zur Erde geschickt wird, und dort zum Helden wird. Superman und Son Goku sind da die bekanntesten Beispiele.)

In Space Opera Werken und späteren Planetary Romance Werken entstanden diese Fähigkeiten meistens eher auf Grund von Trainings oder genetischen Zuchtprogrammen, weil dies plausibler wirkte.

Der Held kann aber häufig seine Mission aus irgendeinem Grund nicht vollenden, weshalb seine Nachkommen für ihn einspringen und sein Werk vollenden müssten. (Weil der Held stirbt, sein Ansehen verliert, oder zum Bösen wird. )

Sehr selten ist der Planet ein Einheimischer, aber Nachfahre eines Fremden, der die Zivilisation des Planeten begründet hatte.

Die Heldengruppe in der Planetary Romance findet sich eher nach und nach, mit Leuten, die sich der Gruppe anschließen, anstatt einer Gruppe, die sich schon komplett von Anfang an kennt. Auch typische Elemente sind Personen, die zuerst befreit werden (z.B. aus dem Gefängnis oder von einem Sklavendasein) und sich dann der Gruppe anschließen.

Völkerverständigung
Ein Ziel der Theosophie war die "universelle Bruderschaft aller Menschen". Deshalb kann das Ziel des Helden in einer Planetary Romance oft nur erreicht werden, wenn der Streit auf dem Planeten beendet wird, und sich alle lebenden Völker zu einer Allianz zusammenschließen.  Im Sinne der Völkerverständigung können auch Leute aus feindlichen Fraktionen die Seite wechseln und nach einem Kampf zu Freunden werden.

Der Mythos
Planetary Romance ist noch mehr als die Space Opera eine Form der modernen Heldensage. Deshalb ist die Zivilisation des Planeten auch eher archaisch mit Barbaren, Königshäusern etc.. Demokratien sind in Planetary Romance absolute Mangelware.


Allgemeine Empfehlungen
1. Die wichtigsten Elemente des Genres sind Entdeckerlust, Abenteuer etc.
2. Warum nicht mal versuchen, moderne Elemente in die Geschichte einzubringen? Moderne, aufgeklärte Demokratien anstatt Königshäusern, Wissenschaftler und Söldner anstatt Ritter und Propheten, Wissenschaft statt Theologie.
3. Warum nicht mal, anstatt eines einzelnen Überhelden eine Gruppe von Wissenschaftlern auf dem Planeten aussenden, wo der Einzelne eher ein Rad im Getriebe ist?
4. Vielleicht ist der Held gar kein Held, sondern ein feindlicher Eroberer des Planeten?
5. Die planetary ROmance kann man auch mit wissenschaftlicherer Herangehensweise kombinieren.
6. fremde Völker müssen nicht immer Zweibeiner sein, sondern können auch intelligente Tiere wie ein sprechender Fuchs oder Löwe sein.
7. Zwischen Fantasie und Lächerlichkeit ist nur ein schmaler Grad.
8. Ein Luftschiff/Raumschiff kann gut innerhalb des Planeten eingesetzt werden.
9. Vielleicht errichten die Menschen auch eine permanente Kolonie auf dem Planeten.

Philosophische Themen
Planetary ROmance eignet sich gut für Themen der Politik, Geschichts-, Religionsphilosophie und Themen wie Toleranz und Verständigung. Für innerpsychische Themen wie Erkenntnistheorie (wie sehe ich die Welt) und Philosophie des Geistes (wie funktioniert das menschliche Denken und was bedeuten Triebe, Erziehung, Kultur etc.) ist die Planetary Romance eher schlecht geeignet. Anderes ist da Vorteilhafter.

Planetary Romance und Star Trek
Diese Kombination eignet sich exzellent, da Star Trek auf ähnlichen Prinzipien basiert, wie die Planetary Romance. Eine Planetary Romance ist dann quasi eine einzelne Serienepisode in die Länge gezogen. Deep Space Nine ging mit dem Thema Benjamin Sisko und den Bajoranern sehr stark in diese Richtung und kann deshalb als Vorbild gelten. Da wäre es aber vorteilhafter, die Sternenflottenbasis auf den Planeten selbst zu setzen und nicht in den Orbit des Planeten.

Anknüpfungspunkte an andere Genres
Wie erklärt, kann das Ganze gut mit Space Operas und Utopien verknüpft werden. Es ist auch möglich, das Ganze in Form einer Military Science Fiction mit einem Kriegsszenario auf dem Planeten zu verbinden.  Wegen gewisser Western Parallelen passt das Genre auch mit einem Space Western verbinden.
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